Therapierefraktäre Epilepsie – Ist Anfallsfreiheit möglich?
Etwa 6 Millionen Menschen in Europa leiden unter Epilepsie1. Dabei kommt es zu sogenannten epileptischen Anfällen. Ein Anfall ist ein kurzer, plötzlicher Ausbruch von elektrischer Aktivität im Gehirn, der die normale Funktionsweise des Gehirns stört.
Die Auslöser oder „Trigger“ für einen solchen Anfall können bei den betroffenen Menschen ganz unterschiedlich sein. Mögliche Beispiele sind Stress, Müdigkeit, Alkohol und Drogen, aber auch hohes Fieber oder das Auslassen einer Mahlzeit.
Bei Epilepsie gibt es viele verschiedene Arten von Anfällen. Es kann sein, dass Sie nur eine Art von Anfall oder aber verschiedene Arten haben. Die Internationale Liga gegen Epilepsie unterscheidet dabei drei verschiedenen Anfallsformen: fokale, generalisierte und unklassifizierte Anfälle2. Dabei machen fokale Anfälle mehr als 60% aller Epilepsiefälle aus und man hat sie meist schlechter im Griff als generalisierte Anfälle3,4. Ein Drittel aller Menschen mit Epilepsie ist therapierefraktär. Das bedeutet: Trotz der zahlreichen Therapieoptionen haben sie immer noch Anfälle – die Behandlung schlägt bei ihnen nicht wie gewünscht an5–7.
Die gute Nachricht ist: Einmal therapierefraktär bedeutet nicht zwangsläufig immer therapierefraktär. Denn wie gut eine Therapie funktioniert, kann von vielen verschiedenen Faktoren abhängen, wie z.B. hormonellen Schwankungen, körperlichen und geistigen Veränderungen, aber auch besonderen emotionalen Zuständen. Da sich diese Faktoren in verschiedenen Lebensphasen ändern können, kann es sinnvoll sein, die Behandlung dynamisch an die jeweiligen Bedürfnisse und Situationen anzupassen. Es kann auch passieren, dass die Arzneimittel im Laufe der Zeit nicht mehr so gut wirken, sich also eine Toleranz gegen die Medikamente entwickelt hat. Auch in diesem Fall ist eine Anpassung der Therapie nötig.
Das Ziel der Epilepsie-Behandlung ist immer die Anfallsfreiheit bei möglichst wenigen Nebenwirkungen7. Viele Patient:innen haben sich jedoch damit abgefunden, mit einer gewissen Häufigkeit von Anfällen oder den Nebenwirkungen ihrer Therapie zu leben. Doch das muss nicht sein. Ein anfallsfreies Leben ist für viele Patient:innen mit Epilepsie möglich.
Um dieses Ziel zu erreichen, ist es ratsam, regelmäßig die Behandlung, sowie deren Wirkung und Nebenwirkungen zu beobachten und zu hinterfragen. Wurde wirklich alles versucht? Gibt es noch andere Optionen? Sprechen Sie mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt. Sie/er kennt die Therapiemöglichkeiten und kann Ihnen die jeweiligen Vor- und Nachteile erläutern. Äußern Sie immer Ihre Erwartungen und Bedenken. Treffen Sie auf dieser Basis eine gemeinsame Entscheidung mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt.
Vielen Patient:innen geht es ähnlich wie Ihnen. Wenn Sie mit Ihrer derzeitigen Lebensqualität unzufrieden sind, geben Sie nicht auf!
- Cross JH. Epilepsia. 2011;52(1):187–188.
- Scheffer IE, et al. Epilepsia. 2017;58(4):512–
- Schmitz B, et al. Epilepsia. 2010;51(11):2231–2240.
- Cockerell OC, et al. Epilepsia. 1997;38(1):31–46.
- Chen Z, et al. JAMA Neurol. 2018;75(3):279–286.
- Costa J, et al. Epilepsia. 2011;52(7):1280–1291.
- Kwan P, et al. Epilepsia. 2010;51(6):1069–1077.